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Die etwas andere Geschichte

   
Die Geschichte des heute besten Hairdressers der Schweiz lässt sich wie ein Hollywood-Film schreiben. Vom Tellerwäscher zwar nicht zum grossen Millionär, aber doch auf die begehrte Schweizer Bühne und zum grossen Gewinner der Berner Herzen.

1979 wurde Besim als ältestes von fünf Kindern in der kleinen Stadt Presheva geboren, in welcher die Albaner die Mehrheit bilden, obwohl die Gemeinde auf serbischem Boden liegt. Die ersten zehn Lebensjahre verbrachte Besim bei den Grosseltern, während der Vater schon früh in der Schweiz Fuss gefasst hatte und von hier aus die gesamte Familie finanziell unterstützte. Das Leben in der Heimat hat den heutigen Top-Hairdresser besonders geprägt. Diese Zeit ist ein massgebender Grund für den heutigen Erfolg, da Besim genau weiss, wie sich die andere Seite der Medaille anfühlt. Auf dem Weg zum Erfolg galt es verschiedene Hindernisse zu bewältigen.


Der Weg in die Fremde

Mit Beginn der Krise im Heimatland erfolgte im Jahr 1991, Besim war zwölf Jahre alt, die Auswanderung samt den Geschwistern in die Schweiz zu den Eltern. Der Weg zur heutigen Position war kein leichter. Schon früh traf ihn ein harter Rückschlag, und zwar wurde er nicht wie erwartet in die fünfte Klasse befördert, sondern in die dritte zurückgestuft. Dazu kamen noch die sprachlichen Barrieren, die es anfänglich zu überwinden galt. Das Erlernen der Sprache bereitete ihm jedoch keine allzu grossen Schwierigkeiten, da er von Anfang an auf eine gute Integration gesetzt hat – denn er war gekommen, um zu bleiben. Während der Volksschule bis in die sechste Klasse, die er in Lerchenfeld abschloss, besuchte Besim Halimi noch zusätzlichen Deutschunterricht, welcher von der Schule in Form von Randstunden für Ausländer angeboten wurde. In sprachlicher Hinsicht versuchte Besim sich immer mehr zu integrieren und setzte alles daran, die Deutsche Sprache zu erlernen. Erst mit deren Beherrschung schwand die Verfremdung zwischen ihm und seinen Mitschülern, welche er zu Beginn verspürt hatte.
 



Die Idee im Jugendzentrum


Der Grundschule folgten dann drei Jahre in der Realschule in Thun. Besim hatte sich mittlerweile gut eingelebt und fühlte sich von seinem Umfeld akzeptiert und aufgenommen. Es entstand ein Gefühl der Zugehörigkeit, das ihm für die weiteren Schritte Halt gab. Im Jugendzentrum versammelten sich die Jugendlichen und verbrachten viel Zeit miteinander. Nebst der Sprache pflegte er auch seine sozialen Beziehungen und war unter Schweizern immer gut aufgehoben. Besim verspürte von Tag zu Tag ein besseres Wohlbefinden in der Schweizer Gesellschaft. Ein Leben ausserhalb der Schweiz, im Krisengebiet, war für ihn kaum mehr vorstellbar. 
Diese Zusammenkünfte im Jugendzentrum waren auch der Ursprung seiner Karriere als Hairdresser. Unter seinen Freunden besuchte nämlich keiner einen Friseursalon. Das erledigten die Freunde unter sich in diesem kleinen Raum in Lerchenfeld. Und einer war dabei sehr begabt und erledigte die Aufgabe des Coiffeurs mit Bravour. Genau, bei Besim fühlten sich die Freunde immer wohler, womit er sein Faible für das Haareschneiden entdeckt hatte. Bezüglich der Berufswahl hatte Besim also schon früh einen Entschluss gefasst. Er wollte sich zum Coiffeur ausbilden lassen, wobei sein Wunsch nicht demjenigen der Eltern entsprach und hier einer der ersten Generationskonflikte entstand. Nichtsdestotrotz setze er seinen Willen durch und die Eltern hielten ihn nicht von seinem Traum ab.
Mit nur einer abgeschickten Bewerbung gehört Besim zu den seltenen Fällen, die mit derart wenig Aufwand in einen Lehrbetrieb aufgenommen werden. So einfach der Fund des Ausbildungsplatzes war, umso anstrengender wurde die Ausbildung selber. Diese drei Jahre verlangten ihm so ziemlich alles ab, denn er hatte sich nicht nur mit dem schlechten Ruf der Albaner abzuquälen, sondern musste auch als einziger Hahn im Korb um den Stolz des Mannes kämpfen. Diese zwei Gründe motivierten Besim zu besseren Leistungen. „Wenn schon der Einzige, dann aber nicht der Schlechteste", dachte sich Besim. Er, der in der Volksschule noch zu den Durchschnittsschülern zählte, erfuhr eine Wende und erwarb immer mehr Fachwissen. Auch die schulische Ausbildung gewann für ihn an Bedeutung. Besim hatte einen Beruf gewählt, welcher ihn von Beginn an begeistert hat und schloss dementsprechend die Ausbildung als einer der Klassenbesten mit einer Note von 5.8 ab.

Das Leben eines Teenagers konnte er jedoch aus finanzieller Sicht nicht in vollen Zügen geniessen. Mit seinem mageren Lohn und der finanziellen Lage zu Hause musste Besim schon im frühen Alter lernen, wie es mit dem Geld umzugehen gilt. Seine siebenköpfige Familie teilte sich eine kleine 3 1/2-Zimmer-Wohnung, wobei noch die Rimessen hinzukamen, mit denen der Vater weiterhin eine grosse Familie in der Heimat unterstützte. Doch sein enormer Wille für eine bessere Zukunft und seine Disziplin liessen Besim nicht von seinem Weg abkommen. Er kämpfte weiter für seinen Traum und ein besseres Leben, denn Besim ist von Natur aus ein Kämpfertyp. 
Nach der dreijährigen Ausbildung wollte der Chef den talentierten jungen Mann weiterhin im Geschäft halten und so arbeitete Besim weitere Jahre bei „Coiffeur Werner" in Thun, bis er im Jahr 2000 die Chance erhielt, an einer Eliteschule die Ausbildung zum Geschäftsführer zu absolvieren. In dieser Pivot-Point-Ausbildung lernte Besim das Friseurhandwerk nach dem Bauhaus-Prinzip und fand nach dem Abschluss dieser Ausbildung im Shoppiland in Schönbühl als Geschäftsführer Arbeit. Dank verschiedenster Aus- und Weiterbildungen im Inland wie auch im Ausland erlangte Besim immer tiefere Fachkenntnisse in seinem Beruf. Er leitete künftig verschiedene Seminare und bildete selbst Lernende aus.
 

Der Jugendtraum geht in Erfüllung
 
Sechs Jahre später ging der Jugendtraum aus dem Jugendzentrum in Erfüllung. Besim wagte den nächsten grossen Schritt, er eröffnete auf eigene Faust einen Salon und gründete sein eigenes Label „Bescut‘‘. Rein aus finanzieller Sicht galt es ein steiles Hindernis zu überwinden. Doch dank des Vertrauens der Investoren, von welchen er damals einen Kredit erhielt und die heute ihren Entscheid nicht bereuen, konnte er sich diesen Salon einrichten lassen. Heute führt Besim einen der sehenswertesten Coiffeursalons schweizweit. Zusammen mit seinem Bruder und weiteren Angestellten sorgt Besim für das Wohl der Gäste. Zudem hat er mittlerweile drei Lehrtöchter, die er ausbildet. Das Team harmoniert und es herrscht ein gutes Verhältnis, v.a. auch, weil Besim seine Chefposition nicht ausnutzt. „Behandle die Menschen so, wie du selber behandelt werden willst", lautet das Motto, welches die Harmonie im Team ermöglicht. Auch ruht er sich nicht auf dem Siegerthron aus und beweist weiterhin stahlharte Disziplin. Besim ist um 9.00 Uhr morgens nicht im benachbarten Café anzutreffen, sondern steht zu dieser Zeit wie seine Mitarbeiter im Salon. Diese Disziplin ist natürlich gekoppelt mit seiner Motivation, die ihn Tag für Tag begleitet. Er hat es geschafft, er ist sein eigener Chef und hat das Recht, eigene Entscheidungen zu fällen. Er führt seinen eigenen Salon, hat damit sein Hobby zu seiner Arbeit gemacht und verdient damit sein Geld; so ist er mit einem erfolgreichen Fussballer zu vergleichen, der sein Einkommen steigert, indem er das macht, was ihm Spass bereitet. Besim ist der festen Überzeugung, dass auch ein Schuhmacher, der den Beruf gern ausübt, erfolgreich sein kann. Die Bes-Philosophie ist also ganz einfach: „Mischt man zur Effizienz eine Handvoll Leidenschaft, ist das Wunder vollbracht.“
 

Die Anerkennung
 
2011 setze sich Besim Halimi gegen 1‘500 Konkurrenten durch und wurde mit dem Titel „Hairdresser of the Year" gekürt. Der Verdienst dieses Titels hat zwar mehr Werbung für seinen Salon gemacht, doch ihn persönlich hat dieses Ereignis kaum verändert. Er erhielt lediglich die Bestätigung für seine gut und leidenschaftlich geführte Arbeit.

Auch dieses Jahr wurde die Arbeit von Besim und seinem Team honoriert. Erneut war er gemeinsam mit seinem Team an den „Swiss Hairdressing Awards“ für mehrere Titel nominiert und vertrat seinen Salon Haircut Professional Bes. Dabei räumte Besim mächtig ab. Nebst den Siegen in zwei verschiedenen Kategorien, sicherte er sich zum zweiten Mal die grösste Ehrung der Coiffeurbranche, den Titel des „Hairdresser of the Year“. Von der Presse wird Besim mittlerweile als „lebende Legende“ gefeiert.


Zukunft

In Zukunft will Besim versuchen, in beruflicher Sicht alles so zu halten und zu pflegen wie es ist. Der Harmonie im Team, der guten Beziehung zu den treuen Kunden und der Qualität seiner Arbeit misst er hohen Wert bei, weshalb dieser Erfolg eine logische Konsequenz ist.
Daneben verfolgt Besim auch persönliche Ziele. Der heutige Geschäftsführer und Familienvater ist glücklich verheiratet und hat zwei Kinder. Besim will seinen Kindern das bieten, was ihm in seiner Jugend gefehlt hat, was ihm mittlerweile gelungen ist. An erster Stelle steht allerdings neben allem Erfolg und den Errungenschaften die Gesundheit.